26. Bericht aus dem Ausschuss der Regionen
Herausragendes Thema der 109. Plenartagung war die als Juncker- Plan bezeichnete Investitionsoffensive für Europa. Er wurde durch die Generalsekretärin der Europäischen Kommission Catherine Day im Detail vorgestellt. Das für diesen Zweck durch die Kommission und die Europäische Zentralbank bereitgestellt Finanzvolumen von 21 Mrd. Euro soll privat finanzierte Investitionen in wichtige Infrastrukturprojekte in Höhe von insgesamt 315 Mrd. Euro anreizen. Die 21 Mrd. Euro sollen als Garantieleistungen insbesondere solche Investitionen absichern, die ohne diese Hilfe als nicht sicher genug gegolten hätten und damit nicht angepackt worden wären. Die Mitgliedsländer wurden aufgefordert entsprechende Projektvorschläge einzureichen. Die dafür notwendigen Verordnungen sollen spätestens Januar 2015 durch die Kommission vorgelegt werden, die Bestätigung der vorgeschlagenen Investitionsprojekte soll im Juni 2015 erfolgen.
Die Investitionsoffensive geht mit einer Überprüfung der Strategie Europa 2020 und einem Abbau regulatorischer Hürden einher.
In der zu diesem Thema einmütig beschlossenen Resolution, wurde die Wichtigkeit des Junker- Plans für die Überwindung der wirtschaftlichen Stagnation in zahlreichen Mitgliedsländern und zur Schaffung neuer Arbeitsplätze betont, gleichzeitig aber auch die angemessene Einbeziehung kleinerer regionaler Investitionsprojekte angemahnt, sowie die technische Hilfe für die regionalen Akteure bei der Umsetzung der Projekte eingefordert. Die Regionalkammer verlangte darüber hinaus, dass jegliche negative Auswirkung auf im Rahmen der 2020 Strategie bereits bewilligte Infrastrukturprojekte ausgeschlossen werden muss. Ziel der Initiative ist es, neue Hoffnung in allen europäischen Regionen zu wecken und das Vertrauen in die Problemlösungsfähigkeit der EU zu stärken.
Ein weiterer wichtiger Punkt der Plenardebatte waren die Ausführungen der neuen Kommissarin für Regionalpolitik Corina Cretu. Die Rumänin kündigte an, dass sie alles tun wird, um die Strukturfördermittel so rasch wie möglich zugängig zu machen. Alle 28 Partnerschaftsabkommen seine inzwischen bestätigt und mehr als 40 Operationelle Programme bereits angenommen. Nicht möglich sei es bis zum Jahresende alle OP´s zu bewilligen. Qualität gehe ihr vor Schnelligkeit. Mit den Strukturfördermitteln soll ein wirksamer Beitrag zur Überwindung der Wirtschaftskrise geleistet, regionale Ungleichheiten abgebaut, die Lebensqualität verbessert sowie die klein- und mittelständische Wirtschaft gefördert werden. Sorgen machen ihr die mangelnde Absorptionsfähigkeit einiger besonders bedürftiger Regionen. Hier will sie mit einer neuen Taskforce Unterstützung leisten, Zugangshürden abbauen, Bewilligungsverfahren vereinfachen, die Kombination von Fonds möglich machen und neue Instrumente wie Garantien und Darlehen erproben. Darüber hinaus möchte sie die gute Zusammenarbeit ihres Vorgängers Johannes Hahn mit dem AdR fortführen und in möglichst vielen Regionen vor Ort für die Idee der europäischen Kohäsion werben. Ihr wurde durch Redner aller politischen Gruppen Unterstützung zugesagt.
Der Vertreter der italienischen Ratspräsidentschaft, Staatssekretär für Inneres Domenico Manzione, warb noch einmal für eine abgestimmte Migrationspolitik zwischen den Mitgliedsländern und den europäischen Regionen. In diesem Jahr seien allein in Italien bisher 160.000 Asylsuchende angelandet, der überwiegende Teil davon Bürgerkriegsflüchtlinge, mit denen in einer strukturierten und abgestimmten Weise umgegangen werden müsse. Nötig ist ein gesamteuropäischer Ansatz, in den die Kommunen und Regionen in angemessener Weise eingebunden sein sollen. Menschenhandel und Illegalität müssen ebenso verfolgt werden, wie Fälle von Intoleranz. Wenn kulturelle Assimilation, Bildung und Beschäftigung keine Worthülsen bleiben sollen, muss sich die EU stärker mit Entschädigungsmechanismen engagieren. Um insbesondere mit den afrikanischen Staaten in Verhandlungen treten zu können, bedarf es einer gemeinsamen EU Integrationspolitik.
Das Plenum der AdR nahm den Amtsantritt von Donald Tusk als neuer Ratspräsident zum Anlass um noch einmal auf die Wichtigkeit der europäischen Nachbarschaftspolitik hinzuweisen. Kommission, EP und AdR wollen sich hier in abgestimmter Weise einbringen. Insbesondere die Beziehungen zu Ukraine müssen weiter entwickelt werden. Die ukrainischen Dezentralisierungsbemühungen werden durch eine 7 köpfige Taskforce unterstützt. Erweiterungskommissar Hahn plädierte für eine bessere Zusammenarbeit mit den Mittelmeer Anrainerländern.
Im weiteren Verlauf der Plenarsitzung wurden Stellungnahmen zur Förderung der Qualität öffentlicher Investitionen, zum 6.Bericht über die wirtschaftliche, soziale und territoriale Zusammenarbeit, zur Industriepolitik, zur Nutzung des Potenzials unserer Meere und Ozeane für Wachstum und Beschäftigung, zur Zugänglichkeit und Belastbarkeit der Gesundheitssysteme, zur makroregionalen Strategie für den Alpenraum, zur Fahrscheinausstellung für multimodales Reisen, zur Verbesserung der Kommunikationsstrategie auf kommunaler Ebene, zur europäischen Nachbarschaftspolitik, zur Solidarität in der Migrationspolitik, zur IKT- Branche als Wachstumsmotor, zur Internetpolitik, zur Anerkennung von Qualifikationen und Kompetenzen aus nichtformalem Lernen, zur ökologischen Erzeugung von Produkten und zu mobilen Gesundheitsdiensten diskutiert und beschlossen.
Durch das Präsidium des AdR wurden Beschlüsse zur Verbesserung der Kooperation mit dem EP, zur gemeinschaftlichen Nutzung der Datenbänke, zur Struktur der Stellungnahmen und zur Gestaltung des neuen Logos als „Europäischer Ausschuss der Regionen“ gefasst.
Heinz Lehmann MdL, Mitglied im Ausschuss der Regionen